Übungsfirma
Praktisches Arbeiten in einer kaufmännischen Schule: Ein Jahr lang gehen alle Schülerinnen und Schüler der 3. Klasse Handelsschule bzw. des IV. Jahrgangs Handelsakademie einmal in der Woche in die Arbeit, in ihre Firma. Dafür gibt es ein eigenes Büro, das betriebswirtschaftliche Zentrum.
Wo sind diese Übungsfirmen?
Als Herzstück der kaufmännisch-praktischen Ausbildung ist die Übungsfirma in allen Handelsakademien und Handelsschulen, aber auch in den Sonderformen (Aufbaulehrgang, Kolleg, Berufstätige) zu finden – verpflichtend im Lehrplan. Darüber hinaus gibt es Übungsfirmen auch in anderen Schultypen mit kaufmännisch-wirtschaftlichen Ausbildungsbereichen, z.B. an Schulen für Tourismus, für wirtschaftliche Berufe sowie Land- und Forstwirtschaft; aber auch in der Erwachsenenbildung (Qualifizierung für kaufmännische Berufe) und an Universitäten (in der Wirtschaftspädagogik-Ausbildung für zukünftige Pädagoginnen und Pädagogen).
Was ist eine Übungsfirma?
Die Übungsfirma ist das Modell eines realen Unternehmens, ein für die kaufmännische Ausbildung der betrieblichen Realität weitgehend nachgebildetes Unternehmen. Das Modell erlaubt es, die Abläufe in einem realen Wirtschaftsbetrieb mit unterschiedlichem Komplexitätsgrad nachzubilden und sie so für Lernprozesse transparent zu machen.
Und wie Unternehmen in der realen Marktwirtschaft zueinander in Geschäftsbeziehung stehen, so haben auch die Übungsfirmen Außenkontakte. Durch sie kommen die Schülerinnen und Schüler auch in Kontakt zur Wirtschaftskultur ihrer Partner im In- und Ausland.
In einer Übungsfirma fallen alle der Praxis entsprechende branchenspezifischen Geschäftsfälle von der Beschaffung über die Leistungserstellung bis zum Absatz an. Die damit verbundenen kaufmännisch-verwaltenden Arbeiten sind unter Berücksichtigung der kaufmännischen Usancen und der rechtlichen Voraussetzungen durchzuführen. Allerdings sind Waren und Dienstleistungen sowie das für die Zahlung erforderlichen Geld nicht real vorhanden.
Die Stärke der Übungsfirma sind ihre Außenkontakte. Vor allem die von den Geschäftspartnern ausgehenden Aktivitäten setzen bei den Jugendlichen Lernprozesse in Gang und bewirken ein hohes Maß an Motivation. Übungsfirmen handeln untereinander (b2b), die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Möglichkeit, mit ihrem Gehalt einzukaufen (Personaleinkauf).
Fehlerhafte Entscheidungen, die im wirklichen Geschäftsleben bis zur Gefährdung des eigenen Unternehmens führen können, haben in der Übungsfirma keine ernsten wirtschaftlichen Konsequenzen. Sie sind als Teil der Selbsterfahrung ein wesentlicher Faktor des Lernprozesses.
Wie wird gearbeitet?
Jede Übungsfirma ist – einem realen Unternehmen nachempfunden – in Abteilungen gegliedert: Geschäftsführung, Personalabteilung, Sekretariat, Marketing, Verkauf, Controlling, Rechnungswesen, Logistik usw. Die Schülerinnen und Schüler durchlaufen die verschiedenen Abteilungen und leisten hier die spezifischen Arbeiten.
Die Lehrpersonen unterrichten in der Übungsfirma anders, sie sind Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer oder Beraterinnen und Berater, planen die strategischen und pädagogischen Ziele der Firma und unterstützen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Schülerinnen und Schüler) in der Umsetzung der operativen Ziele der Übungsfirma und der individuellen Ziele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Betriebswirtschaftliches Zentrum
An allen Handelsakademien und Handelsschulen ist ein Betriebswirtschaftliches Zentrum (BWZ) eingerichtet, ein als Großraumbüro gestalteter Sonderunterrichtsraum von mindestens 95 m2. Es ist in Abteilungen gegliedert und enthält mindestens 16 PC-Arbeitsplätze. Es ist der Praxis entsprechend mit allen zeitgemäßen Büro-, Informations- und Kommunikationseinrichtungen so flexibel ausgestattet, dass auch zukünftige Entwicklungen und Technologien einbezogen werden können.
Die Arbeit in der Übungsfirma findet also in einem eigenen Büro, dem BWZ, statt.
E-Business
In der Handelsakademie für Digital Business werden im Unterrichtsgegenstand E-Business auf dem bereits vorhandenen Fachwissen aus den ersten beiden Jahrgängen Digitale Kommunikationstechniken und –technologien aufgebaut und dieses praktisch umgesetzt; besonders werden Anpassungen von vorhandenen E-Business-Lösungen an die eigene Betriebssituation vermittelt.
Die Übungsfirma – hier im IV. und V. Jahrgang – findet dabei als E-Business-Center statt, die gewählte Branche ist üblicherweise einschlägig dem IT-Bereich zuzuordnen; online-Webshops oder Webdesign sind ebenso selbstverständlich wie der kritische Umgang mit neuen Medien und Technologien, Einsatz der Fremdsprache. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich besonders aus Unternehmenssicht mit der Planung und Implementierung von betrieblichen online-Lösungen.
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